
Interessantes aus den letzten Wochen:
Am 28.5.2025 wurde vom Landratsamt Böblingen die Streuobstkonzeption für den Landkreis Böblingen (SK BB, „Streuobst 4.0“) verteilt.
Diese kann mit diesem Link heruntergeladen werden:
https://www.biodiversitaet-bb.de/wp-content/uploads/sk_bb_konzeption_20250319.pdf
In der Unterlage sind vielfältige Ansätze zur Verbesserung der Situation unserer Streuobstwiesen zu finden, in aller Regel noch mit dem Zusatz „man könnte, man müsste, man sollte“. Doch mit entsprechendem Engagement aller Beteiligten, Streuobstbewirtschafter, Stadtverwaltungen, Konsumenten, ist ganz sicher viel zu erreichen. Hier exemplarisch die angesprochenen Punkte zum Thema Vermarktung der Streuobsterzeugnisse:
Beitrag in der Leonberger Kreiszeitung vom 21. Mai zum Streuobst-Erlebnistag in Renningen und Malmsheim am 27. April:
So 27. April 2025
Streuobst-Erlebnistag in Renningen und Malmsheim
Zum europaweiten Tag der Streuobstwiese lädt das Streuobstnetzwerk Renningen-Malmsheim am Sonntag, dem 27. April 2025, zu seinem ersten Streuobst-Erlebnistag ein. Das junge Netzwerk, im Vorjahr von engagierten Mitgliedern des NABU Renningen-Malmsheim, des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Malmsheim und der Streuobstpädagogen ins Leben gerufen, präsentiert sechs abwechslungsreiche Stationen rund um die beiden Ortsteile der Rankbachstadt, die auf informative Weise die Welt der Streuobstwiesen näherbringen sollen.


Das Wetter spielt dabei prächtig mit, der Tag präsentiert sich mit wunderbarem Frühlingswetter. So werden bereits am frühen Morgen fleißig die Stationen bestückt – mit Biertischgarnituren, erfrischenden Getränken und vielfältigem Anschauungsmaterial. Wie angekündigt geht es dann gegen 12.30 Uhr los. Die ersten neugierigen Besucher finden sich ein.


Bereits in den frühen Morgenstunden herrscht im Backhaus Renningen, der Station 1, emsige Betriebsamkeit. Lothar Weiß, ein alterfahrener Backhaus-Experte, hat den Ofen bereits mit Büschele aus Obstbaumschnitt angeheizt, dessen loderndes Feuer eine wohlige Wärme verbreitet. Währenddessen schälen fleißige Hände 20 Kilogramm Äpfel, und ein großer Teigberg entsteht. In den folgenden Stunden zaubern Lothar Weiß‘ Tochter Ute Eisenhardt, ihr Ehemann Jörg-Peter und zwei weitere Helferinnen zahlreiche Obstkuchen – allen voran Apfelkuchen – sowie duftende Brote und Wecken. Der Kuchen wird am Nachmittag nach Malmsheim transportiert, wo er bei der Abschlussveranstaltung auf dem Gelände des OGV Malmsheim die Besucher erfreut.
An Station 2, die Sabine Holmgeirsson vom NABU Weil der Stadt zum Thema Artenvielfalt betreut, herrscht den ganzen Tag über großer Andrang. Die Insekten-Expertin Holmgeirsson fesselt die Besucher mit ihrem reichen Erfahrungsschatz, sodass selbst Kenner noch Wissenswertes erfahren. Das bereitgestellte Anschauungsmaterial wird intensiv genutzt, und ihre Ausführungen zu Insektennistkästen, der Lebensweise der Solitärbienen und zu Wespennestern regen lebhafte Gespräche an. Lediglich der Versuch, Insekten direkt auf der Wiese zu bestimmen, muss aufgrund des starken Windes und der noch etwas kühlen Temperaturen leider entfallen.


Die Imkerei, nur einen kurzen Spaziergang von der zweiten Station entfernt, zieht ebenso viele Besucher an. Hier erwartet sie ein besonderes Highlight: Imker Dominik Peuker ermöglicht einen direkten und intensiven Blick in seine Bienenkörbe. So werden nicht nur allgemeine Informationen zu Wild- und Honigbienen, der Imkerei und der wichtigen Rolle der Bestäubung vermittelt, sondern die Besucher können das geschäftige Treiben im Inneren der Bienenstöcke hautnah erleben. Besonders Kinder sind von diesem Einblick fasziniert und lernen viel Neues. Dieser enge Kontakt mit den Bienen fordert von Dominik Peuker jedoch seinen Tribut: Trotz aller Sorgfalt wird er zweimal im Gesicht gestochen und muss anschließend mit Cortison behandelt werden. Zum Glück bleibt dies der einzige unerfreuliche Vorfall des Tages.


Unsere beiden Streuobstpädagoginnen Rose Kuch-Krämer und Christine Berg betreuen die vierte Station, die dem Thema Wildkräuter gewidmet ist. Diese sind zum Teil essbar und können mit Speisequark vermischt in Form von Brotaufstrich auch unmittelbar an der Station in verschiedenen Varianten probiert werden. Das zugehörige Brot ist frisch aus dem Backhaus Renningen angeliefert.

Über das Schuljahr verteilt sind unsere Streuobstpädagoginnen mit Schulklassen, typischerweise der 3. Klasse, unterwegs, um den Kindern die Bedeutung und Besonderheiten der Streuobstwiesen beizubringen. Dazu besuchen sie die Streuobstwiesen zu allen Jahreszeiten, im Frühling, Sommer, Herbst und Winter, und bringen den Kindern so die verschiedenen Aspekte der Streuobstwiesen nahe. Dazu gehören Spurensuche im Schnee, Blüte, Mahd, essbare Kräuter, Ernte, verbunden mit dem Pressen frischen Apfelsafts, Baumschnitt, Baumpflanzung und vieles mehr. Die Durchführung dieser Aufgabe ist sehr wichtig, denn die Jugend ist unsere Zukunft und muss Sicherung und Erhalt unserer Streuobstwiesen in einigen Jahren übernehmen.

An Station 5 dreht sich alles um die fachgerechte Pflege von Streuobstwiesen. Hier liegen verschiedene Werkzeuge bereit, und Experten führen deren Anwendung anschaulich vor. So zeigt Johannes Föll den korrekten Baumschnitt an einem ausgewachsenen Apfelbaum, und Rainer Pliefke demonstriert nicht nur den Umgang mit der Sense, sondern auch das Dengeln des Sensenblattes mit seiner mitgebrachten Ausrüstung. Diese einst weit verbreiteten Fähigkeiten werden heute von immer weniger Menschen beherrscht, praktiziert und weitergegeben.




Gegen 16.00 Uhr versammeln sich die Besucher nach und nach auf dem Vereinsgelände des Obst- und Gartenbauvereins Malmsheim, der sechsten und letzten Station des erlebnisreichen Tages. Auf einer großen Wiese laden zahlreiche Biertischgarnituren zum Verweilen ein, die sich rasch mit Gästen füllen. Die bereits erwähnten Kuchen aus dem Backhaus Renningen sind eingetroffen und werden mit großem Genuss verspeist. Für die Versorgung mit Getränken, insbesondere mit frischem Kaffee, sorgt Sabine Föll gemeinsam mit weiteren engagierten Helfern und Helferinnen des OGV.

Zum Abschluss des Tages führen Christine Berg und Rose Kuch-Krämer zunächst die Verlosung der Preise für die aufmerksamen Besucher durch, die alle Stationen erkundet haben. Danach schildert Franz Thoren die gravierende Problematik des seit Jahrzehnten anhaltenden Verlusts an Streuobstwiesen. Er mahnt, dass der Bestand in Baden-Württemberg seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts von 18 Millionen auf alarmierende 7 Millionen Bäume gesunken ist. Eine Studie der Universität Hohenheim warnt, dass bei unverändertem Trend bereits 2050 diese prägenden Kulturlandschaften in Baden-Württemberg verschwunden sein könnten.


Doch es gibt Hoffnung: In der Politik regt sich Widerstand gegen diesen besorgniserregenden Trend. Die Anerkennung der Streuobstwiesen als immaterielles Kulturerbe im Jahr 2021, die Verabschiedung der Streuobstkonzeption BW 2030 durch das Land Baden-Württemberg im letzten Juli sowie die neue Streuobstkonzeption 2030 des Landkreises Böblingen für unsere Region zeigen erste positive Entwicklungen. Auch jeder und jede Einzelne kann durch Kauf und Verzehr von Streuobsterzeugnissen zur besseren Wirtschaftlichkeit und damit zum Erhalt unserer Streuobstwiesen beitragen.
Nach diesem ermunternden Hinweis leitet Franz Thoren über zum Festredner Thomas Wappler vom Netzwerk Streuobsterlebnis Herrenberg, einer Initiative, die maßgeblich auf dessen Engagement zurückgeht. Wappler schildert die umfassenden Maßnahmen, die in Herrenberg und seinen Teilorten Oberjesingen, Kuppingen, Haslach, Gültstein, Kayh und Mönchberg bereits erfolgreich umgesetzt wurden und für Renningen noch Zukunftsperspektiven darstellen. Dazu gehören beispielsweise zahlreiche Streuobsterlebniswege, die die Traditionen des Obstbaus wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken, Baumpflanzaktionen sowie vielfältige Veranstaltungen direkt in den Streuobstwiesen. Er spricht die Organisation der notwendigen Gerätschaften, deren Verleih und die Baumschnittentsorgung an und betont dabei wiederholt die unverzichtbare Unterstützung durch die Stadtverwaltung Herrenberg, deren Einbindung als zentralen Partner er nachdrücklich hervorhebt.
Am Ende dieses eindrucksvollen Vortrags bedankt sich Johannes Föll bei Thomas Wappler mit einem kleinen Anerkennungsgeschenk.


Die Finanzierung des Streuobst-Erlebnistags wird maßgeblich durch die von der Landesregierung initiierte Allianz für Beteiligung getragen, einem Netzwerk zur Stärkung der Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung in Baden-Württemberg. Um die aktive Teilnahme der Bevölkerung für alle sichtbar zu machen, organisiert Franz Thoren zum Ende der Veranstaltung eine lebhafte Diskussion in kleinen Gruppen, deren Ergebnisse auf Karten festgehalten werden. Die Anwesenden beteiligen sich erfreulicherweise intensiv.

Unter den Leitfragen „Meine Ideen“ und „Ich brauche“ entsteht eine Vielzahl an Rückmeldungen. Viele Punkte decken sich erwartungsgemäß mit den Themen, die bereits Thomas Wappler in seinem Vortrag ansprach. Es kommen jedoch auch neue, teils überraschende Anregungen hinzu. So fragt eine Karte beispielsweise: „Kann die Stadt Besitzer verpflichten, ihre Grundstücke zu pflegen?“ Ein interessanter Denkansatz. Weiterhin werden eine Flurkarte für Streuobstwiesen, also ein erster Schritt zu einem Streuobstkataster, sowie die Verpachtung städtischer Wiesen zur Bewirtschaftung vorgeschlagen. Ein pragmatischer Vorschlag lautet schlicht: „Die Vorgehensweise von Herrenberg kopieren.“

Zusammenfassend zeigt sich, dass der Erhalt der Streuobstwiesen vielfältige Aufgaben mit sich bringt, bei denen die aktive Einbindung der Stadtverwaltung Renningen von zentraler Bedeutung ist. Das Streuobstnetzwerk wird die gesammelten Ideen analysieren und versuchen, gemeinsam mit der Kommune einen nachhaltigen Beitrag zum Schutz der Streuobstwiesen in Renningen und Malmsheim zu leisten. Der Streuobst-Erlebnistag 2025 war hierfür ein gelungener Auftakt.
Und hier die Auflistung aller Rückmeldungen bei der Kartenabfrage (unverändert):
Ich brauche:
- Einbindung Stadt/Gemeinde
- Stadtverwaltung soll ihre Wiesen zur Verfügung stellen
- Patenschaften für nicht bewirtschaftete Streuobstwiesen
- Wer hilft beim Bäume schneiden und pflegen?
- Unterstützung beim Schnitt. Problem: Alter, Gesundheit
- Abtransport, Annahme oder Häckselverleih
- Hilfe bei Transport von Schnittgut und Obst
- Unterstützen beim Abtransport von Baumschnitt
- Entsorgung des Mähguts – Heu, Grasschnitt
- Schnittkurs für Anfänger
- Hilfe bei der Pflanzung und Auswahl der Bäume
- Wasserversorgung für Jungbäume
- Zufahrtswege sollten mit normalen Autos möglich sein
- Mehr Sammelstellen für Obst
- Abnehmer für Birnen gesucht
Meine Ideen:
- Börse zur Vermittlung von unbewirtschafteten Streuobstwiesen und Erntefreigabe
- Fallobst freigeben durch farbige Bänder. Bäume markieren
- Freigabe für Ernte Streuobst. Schleifchen?
- Wie kann die Ernte besser organisiert werden?
- Zentral organisierter Netzwerkverkauf von Saft zu guten Preisen
- Vermarktung der regionalen Erzeugnisse (Saft) besser organisieren. Dann lohnt der höhere Erzeugerpreis
- Gepflegte Baumwiesen könnten vom Landkreis finanziell gefördert werden
- Streuobstwiesenwanderweg
- Fremde Spaziergänger sollen auf dem Weg bleiben. Hunde anleinen
- Flurkarte für Streuobstwiesen. Was gibt es?
- Kann die Stadt Besitzer verpflichten, die Stückle zu pflegen?
- Prämien fürs Ernten von Obst ausloben
- Zentrale Stelle fürs Ausleihen von Werkzeug?
- Balkenmäher-Verleih mit Anhänger
- Die Idee „gmähts Wiesle“ aus Tü kopieren (siehe Vortrag Wappler, Herrenberg)
- Vielen Dank für den ganzen Tag! Das nächste Mal erwarte ich die Stationen gerne näher zusammen.
Sa 15. März 2025:
Obstbaumschnittkurs und Pflegeeinsatz auf dem Mühlberg
Am Samstag, 15. März 2025, fand von 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr auf der großen Streuobstwiese auf dem Malmsheimer Mühlberg ein Obstbaumschnittkurs des OGV Malmsheim mit LOGL-geprüftem Fachwart und Streuobstpfleger Rainer Bubser statt. Trotz des eher ungemütlichen Wetters waren immerhin 9 Teilnehmer erschienen, die bereit waren, der kalten Witterung zu trotzen. Es blieb dann im Laufe des Tages zwar trocken, aber die Temperatur lag am Vormittag mit dauerhaft lediglich zwei bis drei Grad nur knapp über dem Gefrierpunkt.

Rainer Bubser erklärte und zeigte an einem willkürlich ausgewählten Streuobstbaum das richtige Vorgehen beim Baumschnitt und demonstrierte mit Hilfe von speziellen Kordeln, wie ungeschickt gewachsene Äste in eine andere gewünschte Form gebracht werden können. Nachdem die Pflege am ersten Baum abgeschlossen war, wiederholte er das Gezeigte bei einem zweiten. Dabei kamen auch die Teilnehmer mit ihren zum Schnittkurs mitgebrachten eigenen Werkzeugen zum Einsatz.

Nach einem von Rainer Bubser mitgebrachten zünftigen Vesper ging es am frühen Nachmittag gleich mit etwas veränderter Mannschaft und dem Pflegeeinsatz weiter. Der Reihe nach wurden alle Streuobstbäume der Wiese geschnitten und in die gewünschte Form gebracht. Das Schnittgut wurde zum späteren Abtransport auf einem großen Haufen aufgeschichtet. Der Dank gilt allen Helfern und vor allem Rainer Bubser.

Fr 14. März 2025, 19.30 Uhr: Gutes Klima rund ums Haus. NABU-Vortrag im Haus am Rankbach

Sa 8. März 2025, 9.00 Uhr: Bach-, Stadt- und Flurputzete
Zur alljährlich stattfindenden Säuberungsaktion in und um Renningen trafen sich die NABU-Aktiven pünktlich um 9.00 Uhr bei absolut herrlichem Wetter am Lämmerbrückle an der Straße Malmsheim – Weil der Stadt und die Kollegen des OGV Malmsheim am CAP Markt Malmsheim.
Danach ging es an das Einsammeln des Unrats, den offenbar unbelehrbare Mitmenschen achtlos in die Gegend geworfen haben. Wie jedes Mal kamen einige Müllsäcke voll mit Abfall zusammen.
Auch Bürgermeisterin Melanie Hettmer und Stadtbaumeister Hartmut Marx ließen es sich nicht nehmen, bei den fleißigen Aktiven vorbeizuschauen und ihnen so ihre Wertschätzung zu zeigen. Nach getaner Arbeit trafen sich alle Beteiligten zu einem kleinen Imbiss auf dem Gelände des Bauhofs.

Fr 21. Februar 2025, 19.30 Uhr: Streuobstwiesen – Zukunft innovativ sichern! – Dr. Markus Rösler, Sprecher des NABU-Bundesfachausschusses Streuobst, Bürgerhaus Renningen, Jahnstr. 20.
Plakat zur Ankündigung des Vortrags
Bericht zur Veranstaltung:
Volles Haus beim Vortrag von Dr. Markus Rösler, MdL
Am 21. Februar folgten weit über hundert Interessierte aus Renningen, Malmsheim und der Umgebung der Einladung des NABU ins Renninger Bürgerhaus. Eine von Moderatorin Inge Bücker durchgeführte Abfrage per Handzeichen ergab, dass rund 15 Teilnehmer aus umliegenden Gemeinden und etwa 10 aus entfernteren Orten wie Böblingen und Herrenberg anwesend waren. Der Saal war gut gefüllt.
Dr. Markus Rösler, langjähriger Sprecher des NABU-Bundesfachausschusses Streuobst, eröffnete seinen Vortrag mit einem Einblick in die ökologische Bedeutung von Streuobstwiesen. Er verdeutlichte, dass die Artenvielfalt in diesen Lebensräumen um ein Vielfaches höher ist als in Monokultur-Obstplantagen. Diese Erkenntnis dürfte für viele Anwesende, die eine solche Differenzierung nicht erwartet hatten, überraschend gewesen sein. Doch ein Baum ist eben nicht gleich ein Baum. Die Komplexität des gesamten Ökosystems spielt eine entscheidende Rolle.

Anschließend widmete sich der Referent seinem Kernthema: „Streuobstwiesen – Zukunft innovativ sichern!“ Wie der Titel bereits andeutet, ging es ihm nicht um eine Klage über den Rückgang der Streuobstwiesen und deren mangelnde Rentabilität. Stattdessen präsentierte er anhand von Best-Practice-Beispielen aus Deutschland und Europa innovative Ansätze, die zeigen, dass eine wirtschaftlich erfolgreiche Vermarktung von Streuobstprodukten auch heute möglich ist.
Die Begriffe Wertschätzung und Wertschöpfung werden in einen engen Zusammenhang gebracht. Die Wertschätzung der Streuobsterzeugnisse muss dabei die Grundlage bilden. Sie kann durch innovative Produkte geschaffen und auch verbessert werden. Dazu sind Ideen erforderlich, weiterhin der Aufbau eines überzeugenden Images und ein gutes Marketing.
Jörg Geiger aus Schlat am Fuß der Schwäbischen Alb ist ein Musterbeispiel für erfolgreiche Streuobstvermarktung. Seine Manufaktur, bekannt für innovative Produkte, wurde durch einen Gerichtsprozess um die „Champagnerbratbirne“ deutschlandweit bekannt – trotz gerichtlich eingeschränkter Nutzung des Begriffs „Champagner“.
Viele weitere Beispiele für die erfolgreiche Vermarktung von Streuobst wurden von Dr. Rösler angeführt. Inhabergeführte Supermärkte sind beispielsweise oft zugänglich für den Verkauf von Streuobst, vor allem bei Hinweis auf den lokalen Bezug und z.B. auf die bessere Verträglichkeit für Apfelallergiker. In einigen deutschen Regionen, z.B. in Passau, ist die Wertschätzung für Streuobstprodukte inzwischen so hoch, dass die Pachtgebühr für einen Hektar Streuobstwiese den für ein Getreidefeld übersteigt.
Es bleibt eine Tatsache, dass deutsche Verbraucher im Vergleich zu Franzosen, Italienern oder Spaniern deutlich weniger Geld für Lebensmittel ausgeben. Letztendlich liegt die Entscheidung über die Verwendung unseres Geldes jedoch bei uns selbst. Auch innerhalb Deutschlands gibt es erhebliche Unterschiede. So werden beispielsweise in Nordrhein-Westfalen und Norddeutschland deutlich höhere Preise für den Doppelzentner Streuobst erzielt als in Baden-Württemberg. Hier muss das Ziel sein, höhere Mindestpreise bei der Anlieferung in Mostereien durchzusetzen.
Auch der Klimawandel beeinflusst maßgeblich die Zukunft des Streuobstanbaus. Walnussbäume, die als besonders trockenheits- und hitzetolerant gelten, gewinnen zunehmend an Bedeutung. In der Schweiz gibt es bereits vielversprechende Kooperationen mit Bäckereien und Konditoreien, die Walnüsse verstärkt in ihre Backwaren integrieren. Darüber hinaus ist Walnussholz ein begehrtes Edelholz. Auch die Nutzung von Streuobst-Stammholz für den Möbelbau gewinnt an Bedeutung. Hochstämmige Streuobstbäume mit einer Stammhöhe von 2,50 m sind besonders gefragt. Wer jedoch heute einen Walnussbaum für die spätere Holzernte pflanzt, muss sich auf eine Wartezeit von mehreren Jahrzehnten einstellen.

Eine zwanzigminütige Pause teilte den Vortrag von Dr. Rösler. Diese Gelegenheit wurde genutzt, um das frisch ins Leben gerufene Streuobstnetzwerk Renningen-Malmsheim vorzustellen. Dr. Franz Thoren übernahm diese Aufgabe, und im Anschluss boten die Mitglieder des Netzwerks an Stehtischen im Foyer die Möglichkeit, sich auszutauschen und Fragen zu stellen.
Das Fazit des Abends: Trotz des wohl unvermeidlichen Rückgangs unserer Streuobstwiesen gibt es Grund zur Hoffnung. Die Streuobstwiesen sind nicht dem Aussterben geweiht, denn es gibt vielfältige Chancen. Diese müssen jedoch aktiv gesucht, entschlossen ergriffen und konsequent umgesetzt werden.
- Schnittkurs für Anfänger wurde durchgeführt, 8. Februar 2025
- Voll belegt, reges Interesse bei herrlichem Wetter, 22 Teilnehmer und Teilnehmerinnen
- Titelseite der Stadtnachrichten Renningen, 6. Februar 2025: Streuobstnetzwerk wurde vorgestellt.